02 Mai 2019
Die 4 wichtigsten Änderungen mit ITIL 4
Wie die Zeit vergeht. Seit dem letzten ITIL-Update sind schon wieder 8 Jahre vergangen. 8 Jahre, in denen sich vieles verändert hat. Einerseits finden agile Methoden und Lean-Ansätze überall Einzug.
Selbst über die Grenzen von Software-Entwicklungsteams hinaus zählen Daily Stand-Ups und Retrospektiven mittlerweile zum Alltag in vielen Unternehmensbereichen. Andererseits werden sowohl Daten als auch Rechenleistung – vor allem in Kombination mit Künstlicher Intelligenz – Schritt für Schritt in die Cloud verlagert.
Andere Standards wie zum Beispiel ISO 2000-1 oder das Cobit Framework für Projekt- und Prozessmanagement wurden erst kürzlich dem Wandel entsprechend aktualisiert. Somit war es nur eine Frage der Zeit, wann AXELOS – der seit 2013 neue Eigentümer von ITIL – hier nachzieht. Ein Update des De-facto Standards war somit längst überfällig.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick
Viele Kernelemente von ITIL v3 werden mit ITIL 4 beibehalten. ITIL 4 greift aber konsequent die Kritikpunkte der Industrie auf und so wurden beispielsweise viele Inhalte „abgespeckt“. Vielen ITSM-Dienstleistern waren die mit ITIL v3 beschriebenen Prozesse zu mächtig und sie pickten sich lediglich die für sie relevanten Elemente zur Umsetzung heraus. Mit ITIL 4 sollen Herangehensweisen nun vereinfacht werden. Ziel der aktuellen Version ist es, vor allem iterative Methoden wie Agile-, DevOps- und Lean-IT-Prozesse zu unterstützen.
Änderung #1 – ITIL Service Lifecycle wird zum ITIL Service Value System
IT Service ist nicht mehr das zentrale Ziel. Vielmehr ist das Service Teil der sogenannten „Value Chain“. ITIL 4 versteht sich als ganzheitlicher, unternehmensweiter Ansatz und soll sich über die IT hinaus als Service Management System im gesamten Unternehmen etablieren.
ITIL Service Lifecycle Quelle: AXELOS, ITIL v3 (2011) |
ITIL Service Value System Quelle: AXELOS, ITIL Foundation ITIL 4 Edition (2019) |
Aus unserer Sicht ist der Service Lifecycle Prozess in ITIL v3 auch etwas zu starr aufgebaut und eine Anwendung in der Praxis ist aufgrund der linearen Vorgehensweise oft schwierig. Hier könnte der neue Service Value Chain Abhilfe schaffen und auf die Schnelllebigkeit in der IT, sowie auf agile Methoden, Rücksicht nehmen.
Änderung #2 – Anpassung der ITIL Prinzipien
Aus 9 mach 7. Die Liste der ITIL Prinzipien wurde reduziert. Neu auf der Liste ist das Thema Automatisierung. Aus unserer Sicht können wir diese Erweiterung nachvollziehen. Software wird zu einem immer wichtigeren Element im IT Service Management. Sowohl das Ausrollen von Software als auch das Testen von Systemen kann oft gänzlich automatisiert werden. Das Betreiben von DevOps ist ohne Automatisierung quasi unmöglich.
ITIL v3 | ITIL 4 |
Focus on Value | Focus on Value |
Design for Experience | Start Where You Are |
Start Where You Are | Progress Iteratively with feedback |
Work Holistically | Observe Directly |
Progress Iteratively | Optimize and Automate |
Collaborate | Collaborate and promote visibility |
Keep It Simple | Keep It Simple and Practical |
Observe Directly | |
Be Transparent |
Gegenüberstellung der ITIL v3 und ITIL 4 Prinzipien
Änderung #3 – Von Prozessen zu Praktiken
In ITIL 4 spricht man nicht mehr vom Incident Management Prozess, sondern von der Incident Management Praktik. ITIL Prozesse werden somit zu ITIL Praktiken. Wir finden das gut. Schließlich müssen Prozesse immer noch von Mitarbeitern gelebt und umgesetzt werden. Die Praktiken leiten sich passend vom neuen Service-Value-Gedanken ab. Im Vergleich zur v3 gibt es nun 17 Service Management Praktiken und man spricht bewusst von Service Management und nicht von IT Service Management um den ganzheitlichen Ansatz noch stärker zu unterstreichen. Neu sind auch Elemente für das Management von Deployment, Infrastruktur und Software Development.
General Management Practices | Service Management Practises | Technical Management Practises |
Architecture management | Availability management | Deployment management |
Continual improvement | Business analysis | Infrastructure and platform management |
Information security managment | Capacity and performacne management | Software development and management |
Knowledge management | Change control | |
Measurement and reporting | Incident management | |
Organizational change management | IT asset management | |
Portfolio management | Monitoring and event management | |
Project management | Problem management | |
Relationship management | Release management | |
Risk management | Service catalogue management | |
Service financial management | Service configuration management | |
Strategy management | Service continuity management | |
Stupplier management | Service design | |
Workforce and talent management | Service desk | |
Service level management | ||
Service rerquest management | ||
Service validation and testing |
Die neuen ITIL 4 Praktiken
Änderung #4: ITIL 4 Ausbildung
Bei DESEO IT haben ein Großteil der Consultants die ITIL Foundation Level Ausbildung absolviert. Die ersten DESEO IT Consultants starten im Mai 2019 mit den ITIL 4 Foundation Level Kursen. Die darauf aufbauenden ITIL 4 Module sind noch nicht verfügbar.
Quelle: AXELOS, ITIL Foundation ITIL 4 Edition (2019)
Die wichtigste Änderung in der Ausbildung ist, dass man nicht mehr alle Module absolvieren muss, um den Status ITIL Master zu erreichen. Bei ITIL 4 kann man nach Erlangen des Foundation Zertifikats entscheiden, ob man eher als strategische Führungskraft oder als ITIL Spezialist bzw. als Managing Professional aktiv werden möchte.
Für ITIL v3 Experten gibt es ein separates Transition Modul, um den ITIL Managing Professional zu erlangen.
Fazit & Ausblick
Aus unserer Sicht wurde das lange erwartete ITIL 4 Update stärker überarbeitet als erwartet, gab es doch elementare Veränderungen mit dem Fokus auf End2End Value Creation. Noch bleibt aber abzuwarten, wie die neuen Vorgaben angenommen werden. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Industrie hier sehr schnell nachziehen wird, sobald die spezialisierten Ausbildungsmodule zur Verfügung stehen. Schließlich ist ITIL eine der bedeutendsten und am stärksten nachgefragten Ausbildungen im Umfeld von ITSM.